Die Frage des Jahres 2014: Tinte oder Laser?

Schaut man sich auf den Internetseiten der großen Druckerhersteller um, scheiden sich die Geister. Das stärkste Statement zu diesem Thema liefert EPSON mit dem Slogan „Bye, bye, Laser“:

EPSON meint: "Bye, bye, Laser"
EPSON meint: „Bye, bye, Laser“

Und EPSON liefert gleich den Beweis dazu: In zwei Videofilmen will EPSON zeigen, um wieviel schneller Tintenstrahldrucker der Marke EPSON Workforce im Vergleich zu Laserdruckern von Brother, Samsung oder HP sind.

Richtig realitätsnah sind diese Tests allerdings nicht. Richtig ist, dass ein Tintenstrahldrucker Zeitpunkt des Einschaltens schneller mit der ersten Seite, als ein Laserdrucker ist. Im Büroalltag sind Laserdrucker bereits im Stand-by und sind dann sogar schon nach 9 bis 10 Sekunden mit dem ersten Ausdruck fertig. Interessant ist aber, dass EPSON zwar am aggressivsten für Tinte und gegen Laser sein Statement abgibt, aber weiterhin Laserdrucker im Sortiment hat.

Prognose für 2014: Bereits im Vorjahr haben vor allem große Behörden in großen Stückzahlen Samsung-Laserdrucker durch EPSON-Workforce-Geräte ersetzt. Dieser Trend wird sich im Jahr 2014 sicher auch in privaten Industriebetrieben und im Mittelstand fortsetzen.

Der Marktführer HP geht einen ähnlichen Weg wie EPSON. Wer die Internetseite besucht und dann auf „Drucker“ klickt, findet erst einmal jede Menge HP Officejet Pro X-Geräte. Das sind Tintenstrahldrucker, die für eine Spitzenauslastung von 50.000 oder sogar 75.000 Seiten pro Monat ausgelegt sind und zwischen 400 und 850 Euro kosten. Der Einstiegsdrucker dieser Serie druckt 36 ISO-Seiten pro Minute. Da kommt ein Mittelklasse-Farblaserdrucker schon ordentlich ins Schwitzen. Der 850 Euro teure HP Officejet Pro X576dw schafft sogar 42 ISO-Seiten pro Minute. Technologisch sind diese Tintenstrahldrucker aus mehrerer Hinsicht äußerst interessant. Es wird pigmentierte Tinte verwendet. Das macht die Ausdrucke wischfest und dokumentenecht. Der Druckkopf verteilt seine Düsen über die ganze A4-Breite, das macht die extrem schnellen Druckgeschwindigkeiten erst möglich. Dabei bewegt sich kein Druckkopf mehr hin- und her – das reduziert vorzeitige Verschleißerscheinungen. Die Seitenpreise sind dank der doch recht moderaten Tintenpatronenpreise niedrig.

Druckerchannel hat einen spannenden Testbericht zum HP Officejet Pro X576dw auf Video festgehalten:

Mit der Energiewende sind nicht nur Öko-Freaks auf günstigen Stromverbrauch erpicht. Auch der kostenbewusste Unternehmer sollte sich die Frage stellen, ob man statt eines 300 bis 1000 Watt verbrauchenden Laserdruckers nicht besser Drucker im Büro stehen haben sollte, die nur mit 5 bis 10 Prozent Stromkosten auskommen können.

Meine Prognose: Diese HP Officejet Pro X-Serie wird ein Renner werden und HP-Kunden werden tendenziell von Laser zu Tinte wechseln.

Samsung hatte zwischendurch ein paar Kodakdrucker auf Samsung umgelabelt, sich aber vom Thema Tintenstrahl wieder verabschiedet. Samsung setzt voll und ganz auf die Lasertechnik und konnte damit in den letzten Jahren einige Marktanteile aufholen. Ich frage mich, ob Samsung etwas Sinnvolles entgegensetzen kann. Werfen wir einen Blick auf einen aktuellen Mittelklasse-Farblaserdrucker: den Samsung CLX-6260ND. Der empfohlene Herstellpreis ist 769 Euro – eine ähnliche Preisklasse also, wie der Officejet Pro X576dw. In Punkto Geschwindigkeit hat Samsung in der gleichen Preisklasse eindeutig das Nachsehen. Der CLX-6260ND schaffe nur 24 ISO-Seiten pro Minute. Samsung nennt das „echte Farben in Lichtgeschwindigkeit“.

Samsung ist der größte Elektronik-Konzern der Welt und ich gehe fest davon aus, dass sie im Jahr 2014 einen Farblaser präsentieren werden, der es mit den schnellen HP Officejet Pro X-Modellen aufnehmen kann. Im Moment ist Samsung hier in diesem Feld ins Hintertreffen geraten.

Kyocera ist seit Jahren ein Laserdruckerspezialist. Das Experiment Tinte hat Kyocera ausgelassen. Aber auch hier kann man kein Gerät in der Preisklasse des Officejet Pro X anbieten, das nur annähernd diese Geschwindigkeit übertreffen kann. Beispielsweise gibt es einen Farb-Multifunktionslaserdrucker für ca. 800 Euro, den Kyocera FS-C2126MFP+. Dieser druckt 26 Seiten pro Minute. Ein Blick beim Stromverbrauch des FS-C2126MFP+ zeigt eine der größten Schwäche der Laserdrucktechnologie. 477 Watt braucht das Gerät während des Druckens. Im Sleepmodus sind es aber leider immer noch 17 Watt. Das ist für einen Laser ein guter Durchschnittswert.

Kyocera wird auch 2014 der Lasertechnologie treu bleiben, wird aber vor allem bei der Geschwindigkeit einiges verbessern, um weiterhin am Markt bestehen zu können.

OKI ist im Farblaserbereich sehr, sehr stark. Ein Mittelklassegerät ist der OKI C610, der ab 660 Euro erhältlich ist. Dieser schafft immerhin 34 Monochrom oder 36 Farbseiten pro Minute. Auch die maximale Auslastung ist ähnlich wie bei den Officejets. Die Farben der OKI Drucker sind auch sehr kräftig – man spricht hier von Glossy-Tonerpulver. Der OKI C610 stammt aus dem Jahr 2010 und war also schon damals ein richtig guter Farbdrucker.

Prognose 2014: OKI wird im Farblaserbereich Marktanteile gewinnen – technologisch ist OKI mit seinen Farblaserdruckern seiner Konkurrenz einen Schritt voraus.

Was ist mit Canon? Canon war jahrelang Vorreiter beim Tintenmarkt und ist nicht umsonst seit vielen Jahren der Hersteller vieler HP-Laserdrucker. Im Tintenbereich gibt es aber von Canon im unteren Preissegment eher Rück- als Fortschritte. An der einen Stelle werden Druckgeschwindigkeiten und Auflösungen reduziert, auf der anderen Seite wird ein Feature wie CD-Bedruckung eingespart. Im Profibereich bietet man eigentlich nur noch im Fotodruck- oder Plotterbereich Lösungen an. Business-Tintenstrahldrucker gibt es bei Canon nicht. Hier scheint man bewusst oder unbewusst einen großen Trend zu verschlafen.

Kann denn das aktuelle i-Sensys-Flaggschiff (MF9280CdN) dem Officejet Pro X-576dw das Wasser reichen? Preislich liegt es zumindest schon einmal mit 1050 Euro deutlich darüber. Bei der Druckgeschwindigkeit sind 21 Seiten pro Minute für diesen Preis nicht mehr zeitgemäß.

Meine Prognose für 2014: Canon hat den Takt beim Laserdruck jahrelang vorgegeben und Technologie für HP geliefert. Jetzt überholt HP seinen Produktionspartner auf der Tintenschiene. Canon braucht dringend einen Business-Tintenstrahldrucker, am besten ebenfalls mit einem seitenbreiten Druckkopf. Mal sehen, ob da noch im Jahr 2014 etwas kommt.

Brother ist ja einer der ersten gewesen, der den seitenbreiten Druckkopf eingeführt hat. Doch ein reines Monochromgerät wie der Brother HL-S7000DN reicht eben nicht aus. Hier muss Brother ein Farbgerät bzw. einen Farbtintenstrahl-Multifunktionsdrucker mit ähnlicher Geschwindigkeit auf den Markt bringen. Und zwar zu einem bezahlbaren Preis.

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