Wie alles begann… Teil 1 (Januar bis Juni 2003)

Ich starte heute einmal eine neue Serie anlässlich des 15jährigen Bestehens von Tonerdumping. Was ist also vor genau 15 Jahren passiert?

Dazu muss ich etwas zurück gehen in den Januar 2003. Es muss Ende Januar gewesen sein, als der Geschäftsführer der Firma, bei der ich vor meiner Selbstständigkeit angestellt war, mich in sein Büro bat. Er teilte mir mit, dass man mich innerhalb der Probezeit kündigen wollte. Ende Februar würde dann das Arbeitsverhältnis zu Ende sein. Zum ersten Mal war ich arbeitslos. Und das ganze 6 Wochen lang. Vom 1. März 2003 bis zum 16. April 2003. So richtig arbeitslos war ich allerdings nicht. Ich bereitete tage- und nächtelang meine Selbstständigkeit vor. Den Onlineshop hatte ich gleich nach meiner Kündigung aufgesetzt. Noch während ich bei meinem Arbeitgeber angestellt – aber bereits freigestellt war, bastelte ich am Onlineshop und versuchte im Google-Ranking von Anfang an mich nach vorne zu arbeiten.

2003 war die Zeit von Geiz-ist-geil und ich wusste ich kann mich mit meiner Firma erst dann behaupten, wenn ich preislich attraktiver bin. Daher suchte ich nach einem passenden Namen. Die Domainnamen Tonerdiscounter und Tonerbilliger waren schon vergeben. Nach vielen Versuchen fand ich Tonerdumping. Ich registrierte die Domain mit und ohne Bindestrich. Als Onlineshop setzte ich – so wie auch schon bei meinem Arbeitgeber, der eine Internetapotheke betrieben hat – auf die kostenlose Software OSCommerce. Es gab viele Erweiterungen dafür und alles war kostenlos. Super, dachte ich mir. Die Installation war aber trotzdem nicht einfach gewesen.

Wichtig war für mich, dass Kunden mich immer erreichen konnten. Ich schrieb auf meiner Website, dass ich von Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr an das Telefon gehen kann. Das war in Wirklichkeit ein Handy bei Genion (später O2). Da gab es eine Homezone, wenn man sich dort befand, war man mit seinem Handy unter einer Festnetz-Telefonnummer erreichbar. Ich war also Onlineshopgestalter, Produktmanager, Kundendienstmitarbeiter, Lagerarbeiter und vor allem Suchmaschinenoptimierer.

Ein Blick in die WayBackMachine zeigt, wie die Seite von Toner-dumping.de damals aussah. Das Design war noch sehr monochrom. Das passte zum Produktsortiment. Ich begann schwarzweiß-Rebuilt-Toner anzubieten. Der erste Schnappschuss, den man in der WayBackMachine sehen kann, stammt vom 16. Februar 2003 und zeigt im Grunde nur eine Fehlermeldung. Vermutlich lief bei der Installation noch nicht alles rund. Den nächsten Einblick sieht man leider erst im April. Fehlerfrei ist der Schnappschuss erst im Juni 2003. Bis dahin mussten aber schon ein paar Bestellungen eingegangen sein. Auf meinem privaten Bankkonto ging die erste Vorkassenbestellung am 26. Februar ein. Die erste Lieferantenrechnung habe ich am 24. Februar überwiesen.

Die Startseite von TonerΔdumping.de im Juni 2003
Die Startseite von TonerΔdumping.de im Juni 2003

Eine kleine Suchfunktion rechts unten war kaum zu erkennen. Die Seite war grundsätzlich eher für Google gebaut, als für den Endkunden. Google sollte sofort die Druckerhersteller-Begriffe gewichten und Zusätzlich kam das Wort Toner in der Hauptüberschrift zwei mal vor. Auch im Domainnamen steckte das Wort „Toner“ – damals Grund genug für Google die Seite von Anfang an sehr gut zu bewerten.

Das Logo war damals noch etwas eigentümlich. Die 12 pyramidenförmig aufgebauten, schwarzen Kugeln, sollten Tonerpulver symbolisieren. Der Nachteil war, dass die Kunden nicht recht wussten, welche Domain das nun war. Toner minus Dumping de?

Die ersten Rechnungen, die ich bezahlt hatte waren zwei Rechnungen bei IKEA. Es waren IVAR-Regale, die ich für mein Arbeitszimmer bestellt hatte. In der Eldenaer Straße 29, im obersten Stockwerk befand sich meine Wohnung. Das Arbeitszimmer hatte etwa eine Fläche von zwanzig Quadratmetern. Neben dem ca. 2,5 Meter langem IVAR Regal befand sich auf der anderen Seite des Zimmers ein kleiner Computertisch.

Erst einmal nur Schwarz-Weiß-Rebuilt Toner

Der erste Lieferant war die Firma 1A-EDV-Zubehör. Aufmerksam wurde ich auf diese Firma durch Werbeanzeigen bei PCWelt und CHIP. Die Marke die auf dem Toner stand war „Uprint“. Die Einkaufspreise waren damals zumindest so gut, dass ich eine Gewinnspanne von 60 bis 80 Prozent aufschlagen konnte. Für ca. 1.700 € habe ich meine erste Lieferung im Voraus bezahlt. Diese muss dann Ende Februar angekommen sein.

Im ersten halben Jahr kamen weitere Lieferanten dazu: Emstar Deutschland, KMP und LDZ. Mit dem Lieferant Emstar kamen auch die ersten kompatiblen Tintenpatronen ins Sortiment.

Eine kleine Erbschaft, das Überbrückungsgeld und eine weiterer Werbeauftrag finanzierten den Start

Als meine Großmutter ihr Haus verkaufte, erhielt mein Vater 10 Prozent des Kauferlöses und hat daraufhin mir 10 Prozent von seinem Anteil gegeben. Das waren immerhin 2.000 €. Damit konnte man schon einmal ein paar Toner einkaufen.

Hilfe gab es auch vom Vater Staat. Ich habe ein Überbrückungsgeld in der Höhe meines letzten Angestelltengehalts für 6 Monate erhalten. Voraussetzung dafür war ein Beratungstermin bei einem Steuerberater, der meine Rentabilitätsvorschau, mein Gründungskonzept und meinen Liquiditätsplan absegnen musste.

Mein vorheriger Arbeitgeber hat mich in den ersten Monaten meiner Selbstständigkeit noch mit der Pflege eines Google-Adwords-Kampagne beauftragt. Auch das hat sehr geholfen.

Was richtig gut funktioniert hat

  • Das Ranking bei Google ging sehr schnell nach oben. Das lag an der Manipulierbarkeit von Google, aber auch an den schlecht gemachten Webseiten der Konkurrenz, die ein Suchmaschinenoptimierung nicht für nötig hielten.
  • Die Konkurrenz schlief im Jahr 2003. Toner wurden in erster Linie beim Versandhändler Printus oder Otto Office zu überhöhten Preisen eingekauft. Amazon begnügte sich mit dem Versand von Büchern, Filmen auf  DVD und CDs. Toner konnte man bei Amazon im Jahr 2003 noch keine finden.
  • Die Warenwirtschaft war eine einfache Access-Datenbank. Die Buchhaltung war mit Lexware schnell erledigt. Dank Einnahmen-Überschuss-Rechnung musste man fast nur den Bankkonto-Auszug verbuchen.

Die Schwierigkeiten am Anfang

  • Eigentlich war nie genug Geld da, um beispielsweise eine Werbung schalten zu können. Das verdiente Geld wurde gleich wieder in weitere Produkte investiert.
  • Es gab keine Möglichkeit für mich die Bonität der Kunden zu prüfen, daher hatte ich anfangs nur Vorauskasse akzeptiert, später auch Bankeinzug. Das führte aber bald zu vielen Rücklastschriften. Ich würde schätzen, dass 3 Prozent aller Kunden ihre Rechnung einfach nicht bezahlt hatten.
  • Die Qualität der Rebuilt-Toner waren leider nicht so gut wie heute. Das Austauschen von defekten Tonern hat sich als sehr kostspielig herausgestellt. Jeder neue Lieferant versprach es besser zu machen, was dann aber nicht wirklich eintrat. Ich hatte mit einer Defektenquote von 2 bis 3 Prozent. Das Abholen der Ware vom Kunden und das Zurückschicken zum Lieferanten war teuer und oft hatten die Lieferanten eine Gutschrift verweigert, weil die Toner angeblich leer gedruckt waren oder von einem anderen Lieferanten stammten.
  • Am 25. März gab es ein Problem mit der Datenbank bei 1und1.de. Das führte dazu, dass der Onlineshop neu aufgesetzt werden musste. Sehr ärgerlich.
Klickte man auf der Startseite auf "in den Shop", kam man auf diese Seite.
Klickte man auf der Startseite auf „in den Shop“, kam man auf diese Seite. Rechts oben kann man ein Bild von mir sehen.

Erst in die Postfiliale, später GLS und UPS

Eine interessante Episode war mein erster Versandtag. Ich sammelte die ersten Bestellungen aus dem Februar und Anfang März und fuhr damit zur Postfiliale in Berlin-Friedrichshain. Ich musste lange anstehen und als ich an die Reihe kam, wollte der Postbeamte meine Pakte nicht mehr annehmen, weil die Postfiliale schließen musste. Es hat mich etwas Überzeugungsarbeit gekostet, doch noch meine Pakete dort los zu werden.

Die erste Abholung mit GLS war am 13. März 2003. Es waren 6 Pakete.
Die erste Abholung mit GLS war am 13. März 2003. Es waren 6 Pakete.

Der erste Versanddienstleister, mit dem ich einen Abholvertrag vereinbart hatte war GLS. Es gab damals noch keine Versandsoftware – ich hatte Formulare ausfüllen müssen. Der Fahrer musste dann die Stufen bis in das oberste Stockwerk nach oben laufen und brachte mir einen leeren Sack und nahm den vollen Sack Pakete wieder mit nach unten. Mit UPS war der Ablauf etwas professioneller, hier kam der Fahrer mit einer Sackkarre die Stufen hochgelaufen.

Wenn Ware ankam, kam sie meistens in großen Kisten an. Diese hatten die Paketfahrer auch nach oben getragen. Kam aber hin und wieder eine Palette an, dann musste ich die Palette im Hausflur auspacken und die Toner dann einzeln nach oben tragen. Die leere Palette hatte ich dann in meinen Keller „entsorgt“.

Fortsetzung folgt…

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