Woche 3 in Abgeschiedenheit

Langsam macht es sich bemerkbar. Wo wir sonst gerne durch die Gegend reisten, mal ins Nachbarbundesland zum Wandern, mal nach Österreich zur Verwandtschaft, drückt das „am gleichen Ort bleiben müssen“ etwas aufs Gemüt. Hier bei uns am Land versucht man sich die Langeweile im Garten zu vertreiben, widmet sich Projekten für die man sonst keine Zeit hatte:

nette Abwechslung – Wildzaun spannen

Trotzdem, irgendwie fehlen die Menschen, mit denen man sonst regelmäßig zu tun hatte und es nie so bewusst wahrgenommen hat.

Einkaufsrisiko ohne Desinfektion

Auch das Einkaufen wurde zu riskanter und selten gewordener Pflicht, argwöhnisch sieht der eine zum anderen in den Einkaufswagen, jeder versucht Abstand zu wahren. Auch die Sicherheitsvorkehrungen unseres Kauflands haben etwas nachgelassen. Wo vor einer Woche noch von einem Mitarbeiter jeder Einkaufswagen lobenswert am Eingang abgesprüht wurde, gibt es zur Zeit meist keine Desinfektionstücher mehr, um selbständig seinen Wagen zu desinfizieren.

So habe ich immer meinen kleinen Not-Wund-Desinfektionssprüher dabei. Kombiniert mit einer Packung Taschentücher fühle ich mich damit zur Zeit sicher. Ich fand es aber dann doch sinnvoll ein Handdesinfektionsmittel von unserer Firma zu bestellen, sicher ist sicher.

Stressige Zeiten – der Onlineshop boomt

Und wie läuft es im Homeoffice? Ich muss sagen immer stressiger… Seit unsere Läden zu haben, ist die Masse an Online-Neukunden groß und das bedeutet jede Menge Arbeit. Nicht nur die Bonitätsprüfungen müssen regelmäßig erledigt werden, sodass im Lager durchgehend gepackt werden kann. Auch die Originalartikel werden weniger und die Preise bei unseren Lieferanten sind stark angezogen worden. Das bedeutet, ich bin den Preisen immer auf den Fersen, im besten Fall schon bevor sie ausverkauft sind, da die Nachlieferungen zur Zeit etwas länger auf sich warten lassen.

Montag, 30.3.2020 es geht wieder los

Also sitze ich am Montag von 7 Uhr früh an am Laptop, bin konzentriert am Arbeiten, lege nur eine kurze Pause ein, um meine Tochter zu wecken und das Frühstück vorzubereiten. Sogleich setze ich mich wieder ran und bemerke nicht, dass meine Tochter gar nicht aufsteht und ich um kurz vor 9:00 immer noch alleine am Esstisch sitze.

Meine 12-Jährige durfte gestern im Bett noch netflixen und sollte selbständig um 21:30 Uhr das gemütliche Bettkino beenden und dann schlafen. Tja, leider wurde es aus Versehen 23 Uhr als sie den Knopf zum Beenden fand. Das hat nun heute zur Folge, dass der Weg zum Frühstück eine unüberwindbare Barriere wurde.

Also reiße ich mich nochmals los und wecke meine Maria 20 min vor 9 Uhr – also kurz vor Beginn ihrer Home-Schooling-Zeit. Um Punkt 9:00 Uhr begrüßt sich die „Corona-WhatsApp-Gruppe“ ihrer Klasse, bevor es mit den Arbeitsaufträgen losgeht.

Nach dem Frühstück erledigte sie aber alle Arbeitsaufträge total selbständig und ohne Hilfe – unter einer Voraussetzung: alles eingekuschelt auf der Couch machen zu dürfen:

Couchtag

Dienstag, 31.3.2020

Diesmal klappte das Aufstehen besser – die Ausschaltzeit wurde brav eingehalten, der Schlaf kam nicht zu kurz. Der Vormittag lief sehr unspektakulär ab – eine Menge Neukundenprüfungen und meine Tochter machte neben mir Deutsch. Sie sagt: „Da muss man nicht denken.“ Also ist zu diesem Zeitpunkt alles noch ganz easy.

Nachmittags hatte ich einen Arzttermin, ich kochte also schon etwas früher Mittagessen und vereinbarte mit meiner Tochter, was sie am Nachmittag noch selbständig lernen würde. Mathe und Englisch musste heute noch erledigt werden. Sie entschied sich für Mathe und versprach um 14 Uhr, nach einer langen Lesepause, damit anzufangen.

Als ich dann nachmittags wiederkam erzählte sie mir, dass es nicht so gut klappte. Ihr Geodreieck musste etwas darunter leiden, sodass ich abends dann ein neues bestellte (wie es dazu kam, fällt hierbei unter Privatsphäre – das soll ich nicht beschreiben).

Aber auch das muss im Leben gelernt werden, wie man mit negativen Emotionen umgehen könnte. Wir sammelten abends dazu Ideen. Ich schlug vor, rauszugehen und sich mit etwas anderem Schönen abzulenken. Meine Tochter schlug vor, mit dem Hund zu kuscheln, da würde dann ihre Wut verschwinden.

Mittwoch, 1.4.2020

Heute wird Diktat geschrieben. Und zwar per Audionachricht von Marias Lehrerin per WhatsApp-Gruppe. Das macht sie wieder sehr selbständig und ist rasch damit fertig. Ich kämpfe mich daneben durch die vielen Preisänderungen.

Maria entscheidet sich ihre schon fertig vorbereitete Buchvorstellung abzuändern und durch das neue Warrior-Cats-Buch zu ersetzen.

Es ist nun ziemlich schwer sie vom Lesen abzuhalten.

Sie überlegt bloß, ob sie es schafft, bis 20.4.2020 alle 551 Seiten zu lesen – heute ist sie auf Seite 60 angelangt. Ihr Stiefvater und ich müssen da etwas lachen und meinen nur: „Da hast du das Buch doch drei Mal von vorne bis hinten und wieder zurück gelesen!“

Naja auf jeden Fall ist sie nun hochmotiviert.

Donnerstag, 2.4.2020 kein Glück mit der Technik

Irgendwie endet heute die Flut an Neukunden nicht, es bleibt keine Pause zum Durchatmen. Als die Bonitätsprüfungen endlich abgearbeitet waren, hing das Internet immer wieder, jeder Klick benötigte eine Minute um eine Reaktion auszulösen.

Internet???

Ich befolgte nun meinen eigenen Rat und ging erst einmal zur Ablenkung nach draußen. Mein Partner erzählte mir, dass gerade ein Mann von der Telekom hier war, der die Standfestigkeit der Telefonmasten testete. Er kam zu Fuß vom Nachbarsort und klapperte Masten für Masten ab. Das fand ich sehr zum Lachen, ich stellte mir seinen Arbeitstag vor und fühlte mich gleich besser.

Wieder zurück am Laptop bemerkte ich trotz besserer Gemütslage keine Verbesserung des Internets. Ich startete also erst einmal den Router neu.

Auch das bewirkte keine Veränderung. Ich gab mal kurz „Google“ bei „Google“ ein – eine törichte Lieblingsbeschäfitgung der Menschheit – und erkannte, dass nur die Tonerdumping-Seiten Probleme machten, alles andere lief in gewohnter Geschwindigkeit.

„Mach doch einfach eine Pause!“

Nun fragte ich telefonisch bei meinem Chef nach, der mir die Situation wie folgt erklärte: „Wir verschickten einen Newsletter mit einer Werbung für Handdesinfektionsmittel plus Rabattcode. Das hatte zur Folge, dass nun gerade in diesem Moment 120 Kunden gleichzeitig im Shop sind, sodass dieser etwas überfordert ist. Mach doch einfach eine Pause.“

So etwas lässt man sich als Angestellte natürlich nicht zweimal sagen. Also machte ich für meine Nichte in Wien ein Puhbär-Paket fertig, kaufte online eine Paketmarke und setzte mich motiviert an meinen Canon IP7250-Drucker, um diese sogleich auszudrucken.

…und jetzt auch noch Druckerprobleme

Da ich nur sehr selten drucke, ist der Textschwarz-Druckkopf anfangs immer beleidigt und druckt gerne streifig. Also nehme ich die Textschwarzpatrone raus, sprühe etwas Düsenreiniger auf den Druckkopf, um sie dann wieder einzusetzen. Das half eigentlich immer. Jedoch unterbrach ich meinen Drucker bei irgendeiner wichtigen Hin-und-Her-Schiebe-Aufgabe. Ich dachte, wenn ich nun schnell, in dem Moment, in dem der Druckkopf in der Mitte der offenen Druckerklappe angelangt ist, die Patrone ruckzuck einsetze, könnte ich mir die Wartezeit dieses langwierigen Vorgangs schlau ersparen.

So schlau war es dann doch nicht. Ich setzte die Patrone zwar so rasch ein, sodass das Patronenschiffchen die Fahrt nicht unterbrechen musste, jedoch blinkten nach getaner Aktion nun alle Lichter und eine böse Meldung auf meinem Bildschirm erschien: „Drucker defekt. Der Drucker muss von einem Systemtechniker repariert werden….“ Das wollte ich zunächst nicht glauben und versuchte die üblichen Tricks, wie ausschalten/einschalten – Patronen raus und wieder rein. Zuletzt bewaffnete ich mich sogar mit einem Schraubendreher und wollte dem ganzen Dilemma auf den Grund gehen.

Nach 20 min gab ich jedoch auf, der Drucker war nicht zu öffnen, ohne dabei Beschädigungen anzurichten. Ein netter Nachbar half dann aus der Misere und druckte an seinem Gerät die Paketmarke aus.

Zumindest lief nach 2 Stunden der Onlineshop wieder, also setzte ich mich wieder an meine Arbeit.

Meine Tochter gestaltete ein wunderschönes Bild einer Lieblingsszene aus ihrem Buch. Das selbständige geometrische Arbeiten im Koordinatensystem bereitete ihr keinerlei Probleme. Ich glaube sie war eher genervt durch meine Misserfolge an diesem Tag.

Einen Brother-Drucker? Nehm ich.

Abends erzählte ich meinem Chef von meinem Druckerpech. Ich dachte, in der Firma steht vielleicht noch ein zurückgeschickter Drucker herum, der nicht gefiel aber noch funktioniert. Und so ähnlich war es dann auch – nur besser. Daniel Orth testete heute das neu eingetroffene Brother DCP-J572DW 3in1-Gerät und probierte, ob man die gering befüllten Starterpatronen übergehen könnte und gleich die voll gefüllten G&G-Patronen LC-3213 einsetzen kann, ohne dabei eine Fehlermeldung auszulösen. Diesen Drucker könne er jetzt eh nicht mehr verkaufen, also könne ich ihn mir abholen für mein Home-Office. Das freute mich ungemein! Bei nächster Gelegenheit werde ich das sogleich tun.

Freitag, 3.4.2020

Heute rief Oma an und hatte eine interessante Neuigkeit für meine schreibwütige Tochter. Das auswärtige Amt rief ein E-Book-Projekt ins Leben. Ein Schreibwettbewerb für Kinder und Jugendliche zum Thema: Ich habe einen Traum… Die Texte werden in einem kostenlosen und öffentlich zugänglichen E-Book veröffentlicht und die besten drei Schreiberlinge erhalten einen Preis.

Sofort setzte Maria sich an ihren Notizblock und notierte alle Themen, die sie in dieser Welt gerne verändert sehen würde (die Liste ist sehr lang und füllte eine ganze A4-Seite).

Ich mache wie immer meine üblichen Homeoffice-Arbeiten, meine Tochter erledigt ihre WhatsApp-Pflicht-Aufgaben. Heute läuft alles ruhiger ab, sodass ich kurzentschlossen nach dem Mittagessen eine längere Pause einplane um einen Käsekuchen zu backen.

Das hellte den Freitag zunehmend auf und verleitete meine Tochter zu einer nachmittäglichen Pause:

Pause für den Kuchen

Nun freuen wir uns auf das Wochenende und auf die Osterferien, das Projekt „Waldhausbau“ muss weitergehen. Auf Wunsch von Maria soll es eine eigene kleine Hütte zum Beobachten der Waldtiere werden. Eigenhändig erbaut von den drei Frauen des Haushalts: Maria, Celine und meiner Wenigkeit (unter Anleitung unseres Hausherrn 😉 )

Stand: letztes Wochenende
Stand: März 2019

Ab in die Osterferien! Vielleicht melde ich mich noch einmal, falls Interesse besteht…

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