Verschwindet Xerox nun von der Bildfläche?

Der Xerox 914 war das meistverkaufte Industrieprodukt aller Zeiten.
Der Xerox 914 war das meistverkaufte Industrieprodukt aller Zeiten.

Ende Januar hat der japanische Kamerahersteller Fujifilm den Erfinder des Fotokopierers gekauft. Für 6 Milliarden Dollar verschaffte sich Fujifilm die Aktienmehrheit von Xerox. Die beiden Konzerne betreiben bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert die Gemeinschaftsfirma Fuji Xerox, die auf Kopierer spezialisiert ist. Auch in diesem Geschäft dümpeln die Umsätze vor sich hin. Fuji Xerox steht im Zentrum der Übernahmevereinbarung. Das Joint Venture soll mit dem Anteilseigner Xerox verschmolzen werden, der bislang 25 Prozent daran hielt. Dazu kauft Fuji Xerox mit Hilfe von Bankdarlehen für rund 6,1 Milliarden Dollar das 75-prozentige Aktienpaket von Fujifim zurück. Fujifilm wiederum soll mit den Geldern 50,1 Prozent der Xerox-Anteile erwerben. Der Deal soll bis Juli oder August über die Bühne gehen.

Xerox: Erfinder des Click-Preises und des Kopierers

Aus Xerox wird nun Fuji Xerox und vermutlich wird der Name Xerox in ein paar Jahren komplett von der Bildfläche verschwinden. Dabei war Xerox einmal die Nummer 1 mit seiner Erfindung der Laserdruck-Technologie. Der Kopierer mit der Modellnummer 914 war seit seiner Einführung im Jahr 1960 das erfolgreichste Industrieprodukt aller Zeiten. Aber nicht das Gerät selbst war verantwortlich für seinen großen Erfolg. Es war das Geschäftsmodell, das dahinter stand. Denn Xerox hat nicht nur den Laserkopierer, sondern auch den Click-Preis erfunden. Der Kunde hat den Kopierer nicht gekauft, sondern geleast. Abgerechnet wurde dann je gedruckte Seite.

Fast 100.000 Verkäufer versuchten diese Verträge weltweit zu verkaufen und die Xerox-Kopierer machten Xerox zum unangefochtenen Marktführer für Büroprodukte in den 60er, 70er und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

Xerox inspirierte Steve Jobs

An seiner Spitze seines Erfolges wurde in Palo Alto das legendäre Palo Alto Research Center (PARC) im Jahr 1971 gegründet. Aufgabe des Labors war es das Büro der Zukunft zu erfinden. In diesem Labor wurde der Laserdrucker, der Personal Computer und das Ethernet erfunden. Anfang der 80er-Jahre wurde dort ein Computer entwickelt, der bereits ein Betriebssystem mit Fenstern hatte und der mit einer Maus bedient wurde. Steve Jobs griff damals diese Idee auf und setzte sie mit seinem Macintosh im Jahr 1984 um. Die obere Geschäftsetage von Xerox hatte aber nur wenig Interesse an den bahnbrechenden Erfindungen, die im eigenen Haus entwickelt wurden. Xerox wollte mit einem papierlosen Büro nichts zu tun haben und überlies die PC-Revolution 1981 dem IBM-Konzern, der darauf hin den Personal Computer ohne Grafikoberfläche, dafür aber für einen 2.000-Dollar-Preis auf den Markt brachte. Der Xerox-Star Computer sollte im Vergleich dazu 16.500 $ kosten.

IBM übernahm das Ruder

Aber auch ein Riese wie IBM hat seine Vormachtsstellung an Microsoft abgeben müssen. Letztlich kam es nicht auf die richtige Hardware, sondern auf die Software an, die für Einnahmen sorgte. Erst vor kurzem hatte übrigens der chinesische PC-Hersteller Lenovo die PC-Sparte von IBM übernommen.

Microsoft wiederum hat das Internetzeitalter verschlafen und seine Vormachtstellung an Apple, Facebook und Google verloren.

Warnung an Google, Apple und Facebook

Die heutigen Marktführer in der Technologiebranche sollten sich immer wieder Xerox als mahnendes Beispiel vor Augen halten. Marktführerschaft kann zu Trägheit führen und zu einer Größe, die einen unbeweglichen Konzern wird, der sich bei neuen Trends nicht mehr neu erfinden kann. Vielleicht werden wir in 10 oder 20 Jahren über Facebook, Google und Apple ähnliches erzählen können, wie wir das heute über Xerox tun.

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